Jumbo Run 2013

Auszug aus der Grafschafter Nachrichten vom 30. September 2013 (geschrieben von Gerold
Meppelink)
Zum zwölften Mal startete am Sonnabend der „Jumbo-Run“ in Emlichheim. Und wenn auch das
Dutzend jetzt voll ist war auch dieses Mal für die Beteiligten jede Ausfahrt etwas ganz Besonderes. In diesem Jahr
gab Niedersachsens Sozialministerin den Startschuss für die mehr als 500 Biker.
Holger Pas ist an den Rollstuhl gefesselt, weil er an Muskelschwund erkrankt ist. Er lebt seit zwei
Jahren im Emlichheimer Haus Soteria. Für ihn wie für die anderen Bewohner der Pflegeeinrichtung
ist das letzte Wochenende im September ein ganz besonderes Datum. Dann ist es mit der Ruhe
vorbei in der ansonsten beschaulichen Anlage am Volzeler Mühlenweg. Es liegt der Geruch von
Benzin in der Luft, und das Röhren heißer Maschinen kündigt die Ankunft unzähliger Biker an.
Etwa 50 Beiwagengespanne sind am Sonnabend gekommen, um mit den Bewohnern des Hauses
eine Ausfahrt zu mache; rund 500 Biker eskortierten sie. Holger Pas kennt seinen Fahrer schon: Tim
Boelsen aus Ihrhove. Der Ostfriese hat den 37-jährigen Agterhorner schon im vergangenen Jahr im
Beiwagen seines BMW K 1100 mitgenommen. Boelsen ist jedes Mal beim Jumbo-Run dabei, weil
er Spaß haben möchte und gleichzeitig anderen eine Freunde bereiten will. Schon am Freitag hat er
sein Zelt auf dem Gelände beim Haus Soteria aufgebaut. „Die Ausfahrt ist einfach klasse“, sagte
Holger Pas und freut sich riesig darauf, sich bei herrlichen Spätsommerwetter den Wind um die
Nase wehen zu lassen. In seinem Beiwagen ist noch Platz: seine Schwester Sandra macht neben ihm
die Fahrt mit. Auch die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt ist an diesem Tag nach
Emlichheim gekommen. Sie besucht zum ersten Mal das Haus Soteria. In einem Arbeitsgespräch
mit Dirk Wortelen, Vorstand des Krankenhausvereins, und Mitarbeiter des Hauses informiert sie
sich über die Pflegeeinrichtung. Die Ministerin schaut von der Höhe einer Hebebühne auf die vielen
Menschen und ist begeistert über das tolle Motorradevent. Sie lobt die gelebte Inklusion, weil hier
alle Menschen an allem gemeinsam teilhaben. Dann gibt sie das Startzeichen und der Tross der
Sahlrösser setzt sich in Bewegung. An der Straße freuen sich wieder zahlreiche Zuschauer über das
prächtige Bild und winken den Beikern und Mitfahrern fröhlich zu. Auch in diesem Jahr legen
Ausflügler an der Grenzlandschenke in Laar eine Pause ein. Familie Middendorf spendiert allen
Teilnehmern Erfrischungsgetränke. Angefangen hat alles vor 12 Jahren mit etwa 50 Bikern des
Laarer Clubs „Bläer Iesen“, erinnert sich Ingrid Middendorf. Einer von ihnen war Frank Hemme,
der auch heute noch die Hauptorganisation in den Händen hat. „Es wurden jedes Mal mehr“, sagte
die Gastwirtin mit Blick auf die vielen Motorrändern. Aber sie will auf jeden Fall auch weiterhin
die Veranstaltung unterstützen. Nach der Rückkehr in Emlichheim steigt Holger Pas wieder um in
seinen Rollstuhl. „ Es war wieder ein tolles Erlebnis“, sagt er. Der Jumbo-Run ist beendet, aber der
Spaß geht weiter. Im Festzelt folgt zunächst ein kleiner Spendenmarathon. Eine Gruppe von 20
Motorradfahrern sammelt seit einigen Jahren Schrott, um den Verkaufserlös an die Kinderkrebshilfe
zu spenden. „In diesem Jahr geben wir 1000 Euro für den Jumbo-Run“, sagt Helga Schreiber. Auch
Kreissparkassen-Leiter Albert-Jan Helweg überreicht Drik Wortelen einen Scheck über 1000 Euro
aus den Erträgen von „Sparen und Gewinnen“, „Heidrun's Saloon“ hat 180 Euro Spendengelder für
kostenloses Haareschneiden gesammelt und die Tochter der Bewohner Elfi Rust bringt aus ihrem
Speller Kosmetikgeschäft eine prall gefüllte Geldbox mit. Die Party im Zelt beginnt mit einem
Knallefekt: Auf der Bühne tritt eine Hannoveraner Band auf mit prominenter Besetzung. Unter
ihnen Rainer Schumann, Ex-Schlagzeuger von „Fury in the Slaughterhouse“, und Olli Perau,
ehemaliger Frontmann von „Terry Hoax“. Heute engagieren sie sich für „Klang und Leben“, einem
Projekt, dass sich um Demenzkranke Menschen kümmert. „Wir spielen Schlager der 50er Jahre und
bewegen uns damit in die Welt der Kranken hinein. Die Musik löst in ihnen Erinnerungen aus, sie
öffnen sich und bekommen ein Stück Lebensqualität zurück“, erklärt Rainer Schumann. So spielen
die eigentlichen Rocker in Emlichheim zum großen Teil Schlagermusik. „Der Unterschied ist gar
nicht so groß. Man muss auch hier sein Publikum kriegen“, sagt Olli Perau. Dies gelingt den
Vollblutmusikern perfekt. Zu „Kalkutta liegt am Ganges“ singt, schunkelt und pfeift das Publikum
begeistert mit. „Gänsehaut pur, das ist das Coolste, was ich in diesem Jahr gesehen habe“, ruft Olli
Perau nach drei Zugaben zum Abschied. Doch für Soteria ist der Abend noch nicht zu Ende. Es
rockt weiterhin. Später sorgt die Partyband „Sixty-Nine“ für beste Stimmung im Festzelt.