Das Affolter-Modell

Während ihrer jahrelangen klinischen Arbeit mit wahrnehmungsgestörten Kindern und Erwachsenen entwickelte Félicie Affolter ein eigenes Therapiekonzept, das Affolter-Modell, auch „Geführte Interaktionstherapie“ genannt. Handlungsabläufe, die von Patienten mit Wahrnehmungsproblemen nicht ausführbar sind, werden dabei gemeinsam mit dem Therapeuten ausgeführt. Die Grundidee war: Der Tastsinn vermittelt dem Kleinkind die ersten Erfahrungen der Welt; ist dieser mangelhaft entwickelt, bilden sich weitere Störungen der Wahrnehmung und des Spracherwerbs; eine Therapie derselben muss wieder beim Tastsinn ansetzen.
Diese Therapie ermöglicht es den Patienten, praktisch und alltagsbezogen zu lernen. Bei gestörter Wahrnehmung kann man durch gezieltes Führen an Händen und Körper während alltäglicher Geschehnisse zur Verbesserung der gespürten Informationssuche beitragen. Führen bedeutet, dass eine andere Person mit dem Körper des Patienten Handlungen so ausführt, dass gemeinsam Beziehungen zwischen Patient und Umwelt hergestellt werden. Durch diese geführten Interaktionserfahrungen werden motorische, kognitive und emotionale Leistungen gefördert.
Das Arbeiten nach Affolter gehört mittlerweile zu den wichtigsten therapeutischen Ansätzen in der Arbeit mit schwer wahrnehmungsgestörten Patienten.